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Storytelling, Bestatter-Bruchrechnung und böse Worte an der Haustür

Liebe Leserin, lieber Leser,

als wir vor einigen Jahren unser Zuhause bezogen, stellte sich heraus, dass die Dusche jahrelang eine Wand bewässert hatte. So war an Einzug nicht zu denken; eine Trocknungsfirma musste her, bohrte Löcher in die Hütte und blies das Ganze drei Wochen lang trocken. Ein besonderer Spaß war natürlich, dass auf unser voriges Domizil die Nachmieter warteten und drei Wochen eine sehr lange Zeit sind, wenn sie beim Umzug fehlen. Billig war die Aktion auch nicht; zum Glück war dafür noch die Versicherung der Vorbewohner zuständig.

Frauchen darf auch unterschreiben

So kam ich eines Tages nach Hause und fand den Handwerker der Trocknungsfirma vor. Er bat mich, die Arbeiten zu quittieren. Das wollte ich lieber nicht, weil es bestimmt Versicherungsstress gegeben hätte – Sie haben das unterschrieben, dann dürfen Sie auch bezahlen. Daraufhin meinte der Trockenbläser ganz gönnerhaft: „Das macht gar nichts, wenn Sie als Frau das nicht unterschreiben wollen; das kann gerne Ihr Mann heute Abend erledigen.“

Gute Sache, böse Kommunikation

In dieser Jahreszeit häufen sich auch wieder die Haustürklingler. Oft-zu-Hause-Arbeiter sind naturgemäß ein gefundenes Fressen. Kürzlich hatte ich erst eine unheimliche Begegnung an der eigenen Haustür: eine böse Frau warb für eine gute Sache. Auf meine höfliche Antwort, ich mache keine Haustürgeschäfte, trommelte sie an den Türrahmen und schrie: „Haustür! Haustür, das ist ’ne Haustür!“. Der Umgang mit potenziellen Spendern scheint mir hier ausbaufähig zu sein…

Weibliche Geheimnisse und Bestatter-Bruchrechnung

Ein anderes Exemplar, diesmal männlich, entwarf erst ein Horrorszenario, das mich elend verrecken sah, wenn ich nicht für diese oder jene Rückholaktionen spendete. Dann änderte er seine Taktik in Schmeichelei und sprach: „Sind doch nur fünf Euro im Monat. Das können Sie doch mal an Ihrem Mann vorbei entscheiden, oder?“ Ich freue mich schon auf weitere Erlebnisse und werde die nettesten mit Ihnen teilen!
Sie kennen sicherlich die verbreiteten Frisörladennamen wie vorhair/nachhair, krehaartiv und so weiter. Die Bestatterbranche ist da naturgemäß (noch) zurückhaltender, auch wenn die eine oder andere Todesanzeige oder Art der Bestattung inzwischen persönlicher gestaltet ist. An einem Beerdigungsinstitut las ich jetzt ein Schild: „Auch ganze Bestattungen“. Wie wohl halbe oder in irgendeiner Weise fragmentöse Vorgänge dieser Art aussehen?
Es ist schön, wenn jeder Mensch nicht nur am Ende seines Lebens viele Geschichten zu erzählen hat. Und wem ginge es bei Erlebnissen wie die oben beschriebenen nicht so wie mir: „Mensch, da muss ich euch was erzählen!“ Und so kommen wir zum Thema Storytelling, denn Geschichten lassen sich ganz wunderbar für die Unternehmenskommunikation einsetzen.

Storytelling: Geschichten machen Ihre Firma zur Persönlichkeit

Kommen Sie mit auf die Heldenreise! Die Protagonisten, die uns kultur- und zeitenübergreifend in jeder Story begegnen, eignen sich ausgezeichnet, um Ihre Unternehmenskommunikation zu beleben, ob intern oder extern. Was Sie dazu brauchen? Einen Sachverhalt, der zu lösen ist, einen Helden, vielleicht eine besondere Herausforderung für unterwegs, und schließlich die Er-Lösung.
Denkbar ist ein komplizierter Kundenwunsch, Versorgungsengpässe bei Rohstoffen, eine Neuentwicklung, ein Fall von höherer Gewalt (das Lager ist abgebrannt) – was auch immer im Unternehmen geschehen kann.

Storytelling: Aufmerksame finden Geschichten

Die Helden rekrutieren Sie aus Ihrer Belegschaft als Einzelperson oder als Team oder aus dem unternehmerischen Umfeld – hat ein Partnerunternehmen Sie in schwierigen Zeiten unterstützt? Hat die Stadtverwaltung unbürokratisch reagiert? Je nachdem, worum es geht – nach zähen Verhandlungen hat das Verkaufsteam einen Großauftrag gewonnen, trotz abgebrannten Lagers konnten Sie die meisten Aufträge mithilfe Ihrer Lieferanten abwickeln, einer Ihrer Nerds hat ein Programm geschrieben, dass die Entwicklungsarbeit deutlich erleichtert – Sie brauchen nur aufmerksam zu sein, Erfolgsgeschichten gibt es mehr, als man zunächst meint. Auch auf den ersten Blick missliche Unternehmenslagen haben oft einen großen Erkenntnisgewinn.
Ein Unternehmen lebt von den Menschen! Wer das Glück hat, in einem „diversen“ Unternehmen mit bunter Belegschaft in Sachen Alter, Hautfarbe und sexueller Orientierung zu leben, kann so richtig aus dem Vollen schöpfen.

Storytelling – wie Sie Ihre Geschichte gut erzählen

Wählen Sie wie in der übrigen Kommunikation klare Worte und klare Botschaften. Streichen Sie alles, was nicht unmittelbar dazu gehört, und vermeiden Sie, was missverstanden werden könnte. Wer Ihre Story liest, sollte sofort erfassen, worum es geht. Erzählen Sie die Geschichte nur, wenn sie in einen Zusammenhang passt und nicht „einfach so“. Und sie muss wirken: entweder als lustige Anekdote, als Lehrstück, als Überraschung, gerade in einem eher trockenen Vortrag. Je nach Thema kann Ihre Story auch berühren.
Gute Stories wecken vor sich hin Dösende bei Vorträgen auf und sorgen dafür, dass komplizierte Materie „hängen bleibt“. Auch am Anfang oder am Ende sorgen sie für Aufmerksamkeit oder kommen als geistige Wegzehrung mit. Ein früherer Kollege war ein sehr beliebter Redner. Er trug nichts vor, er trat regelrecht auf; der Liebling eines jeden Meetings.

Storytelling – so schaffen Sie ein Wir-Gefühl mit Ihrer Zielgruppe

Eine weitere Parallele zur Korrespondenz oder Öffentlichkeitsarbeit: passen Sie Ihre Story an die jeweilige Zielgruppe an. Eine Erfolgsgeschichte über einen Großauftrag auf der Seite Investor Relations hat bei gleichem Inhalt einen anderen Ton als die für die Lokalzeitung. Ihr Publikum nimmt den „Stallgeruch“ wahr, fühlt sich mit Ihnen verbunden und vertraut Ihnen.

Storytelling – facettenreich und ausgewogen, bildhaft und wertvoll

So wie ich meine Findlinge sammle, sammeln Sie den Stoff, aus dem Ihre Geschichten sind. Hat ein Team aus Technik und Verkauf gemeinsam einen wichtigen Kunden glücklich gemacht, dann lassen Sie beide Seiten zu Wort kommen; Ihre Story wird facettenreicher. Hier ist die Balance wichtig: ein Zuviel an Pointen ist kontraproduktiv. Wichtig ist alles, was hilft, das große Ganze zu begreifen.
Mit Bildern treffen Sie besser in die Kundenköpfe – nutzen Sie Metaphern und Vergleiche, doch hüten Sie sich vor abgegriffenen; erfinden Sie lieber eigene.

Storytelling – Ende gut, Story gut

Tauchen Sie ein in Ihre Unternehmensgeschichte von der Gründung über Patente bis zu Ihren Werten, Ihrer Vision. Gerade heute, wo wir alle von Informationen erschlagen werden, ist es wesentlich, mit dem wertvollen Wissen aller Beteiligen richtig umzugehen. Fördert die Unternehmenskultur den Austausch, das Storytelling beispielsweise zwischen Marketing und Entwicklung, dann profitieren alle davon, nicht zuletzt die Kunden und damit wieder Ihr Unternehmen. Erzählen Sie unterhaltsam und einprägsam, glaubwürdig und enden Sie mit einem schönen Schlusssatz. Was gut endet, wird ebenso erinnert!

Gotthold Ephraim Lessing

Ein volles Herz kann die Worte nicht wägen

(Aus: Minna von Barnhelm). Gotthold Ephraim Lessing kam im Januar 1729 in Kamenz zur Welt und starb im Februar 1781 in Braunschweig. Lessing steht für die deutsche Aufklärung und schrieb außer Dramen besonders über den Toleranzgedanken. Minna von Barnhelm ist ein Lustspiel und eine der bedeutendsten deutschsprachigen Komödien.

Du Sauhund, miserabliger

Wer von uns hätte nicht schon eine E-Mail oder einen Brief abgeschickt oder spontan etwas geäußert und das noch im gleichen Moment bitterlich bereut? In der Vor-E-Mail-Ära spielt die Folge der Vorabendserie „Weißblaue Geschichten“, in der sich jemand über seinen Chef ärgert und einen Brief an ihn mit den Worten „Du Sauhund, miserabliger“ beginnt. Alle Versuche, den Brief wieder aus dem Kasten zu bekommen, schlagen fehl. Zum Glück hat er vergessen, seinen Namen unter den Schrieb zu setzen. Der Chef lacht sich schlapp, als er im Beisein des Blut schwitzenden Absenders den Brief liest.

Manches bleibt besser ungemailt

E-Mails sind sofort auf dem Weg. Ich habe einige Male miterlebt, wie das gute Verhältnis zu einem Geschäftspartner oder das Betriebsklima durch Hitzköpfe vergiftet wurde, die a) nicht das Gespräch suchten, b) nicht warteten, bis sie selbst wieder abgekühlt waren, und c) so viele Vorgesetzte und Mitarbeitende in Kopie setzten wie irgend möglich. Die Mail, die jemanden den Job kostete (sinngemäß stand drin, meine Chefin ist doof), gehört auch zur Spezies der Nachrichten, die man lieber nur zur Klärung der eigenen Gedanken nutzen sollte!

Dezemberpost

Im Dezember zitiert der Textwecker Johann Gottfried von Herder, stellt als nützliches Kommunikationsmittel den Elevator Pitch vor und als Findlinge ausgepresste Metaphern – als Ergänzung zum Storytelling.
Ich danke fürs Lesen und freue mich aufs nächste Mal!

Herzlichst

Ihre Texterin Petra Große-Stoltenberg,
die Sie auch gerne beim Storytelling unterstützt!

www.textwecker.de