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Steht der Tropfen, heult der Stein; wohlige Webtexte, gendergerechtes Gerundium und bodenständige Social Media

Liebe Textwecker-Freunde und -Freundinnen,

in Sachen soziale Medien sind wir in diesem Monat handwerklich unterwegs und lernen die Plattform LinkedIn kennen. Gendergerechtes kommt als Gerundium, Lateinisches von Ovid. Apropos Latein: die frühere Lateinlehrerin meines Sohnes (ja, der mit den Fotos!) hat ein Türschild „Cave Canem – hüte dich vor dem Hund.“ Einmal klingelte jemand und grüßte sie mit „Frau Canem“. SEO, SEM, SEA, SMO könnte auch als lateinische Konjugation durchgehen. Wofür die Kürzel genau stehen und was sie unterscheidet, erfahren wir heute – detaillierter wird es in den kommenden Ausgaben. Lebensrettende Maßnahmen gibt es – passend zur Buchmesse – für die Rezension, und die falschen Freunde sind guter Hoffnung.

Wohlige Worte wandern ins Herz – Tipps für automatisierte Nachrichten und Webmenüs

Heute habe ich Ihnen Findlinge 2.0 mitgebracht. „Müssen“ schreckt ab – und immer wieder muss ich müssen lesen. Menschen müssen doch schon so viele Dinge. Wir haben mehrere Büchereiausweise in Betrieb. Als ich kürzlich ein Buch vorbestellen wollte, schrie mich der Text im Menü regelrecht an: Sie müssen Ihren Ausweis verlängern! Ach was … nix muss ich. Ich möchte aber gerne, und die möchten bestimmt auch gerne, dass ich Kundin bleibe. Wie wäre es mit „Ihr Ausweis ist abgelaufen. Verlängern Sie ihn doch gleich online oder kommen Sie vorbei – viele spannende Medien warten auf Sie“. Richtig behaglich las sich dagegen der Text einer Abwesenheitsnotiz: „Ihre Nachricht ist wohlbehalten bei mir angekommen“, gefolgt von sachlichen Informationen. Das dringt tief ins Herz der Kundschaft ein. Denken Sie sich doch auch so eine nette Botschaft aus. Und anstelle des gerne genommenen „zuständig ist Frau X“ oder „Frau X vertritt mich“ (klingt nach treten!): „Frau X freut sich auf Ihre Nachricht“.

Gendergerecht durchs Gerundium

Wie erfreulich: In Volkshochschulheften und ähnlichen Angeboten begegnen uns immer häufiger Teilnehmende. Auch die Studierenden und die Lehrenden tragen dazu bei, dass in den Köpfen der Lesenden nicht ausschließlich männliche Wesen die Erscheinenden sind. Zugegeben, der letzte Begriff ist in diesem Satz nicht ernst gemeint. Er verdeutlicht aber das Prinzip. Wer nach wie vor findet, ausschließlich der Teilnehmer oder der Lehrer mache einen Text verständlich, sei herzlich dazu eingeladen, das Gerundium in diesem Sinne einfach einmal auszuprobieren. Als Plus erweitert sich der sprachliche Horizont – und der mentale sowieso!

Social Media: verlinkt mit LinkedIn

LinkedIn mit Firmensitz in Kalifornien ging 2003 online, ist börsennotiert und lebt von zahlenden Mitgliedern (wie bei XING gibt es auch hier kostenlose und Premium-Accounts), Online-Werbung und Recruitment-Dienstleistungen. Laut LinkedIn treffen sich dort virtuell über 300 Millionen Menschen in mehr als 200 Ländern und Regionen. Weltweit will LinkedIn Fach- und Führungskräfte miteinander vernetzen und zu ihrem Erfolg beitragen.

Ein bodenständiges Beispiel: Maler Deck und die sozialen Medien

Noch weit verbreitet ist die Meinung, soziale Medien seien „irgendwas mit Facebook“, was „mal eben die praktizierende junge Aushilfskraft machen kann“. Vorsicht Falle! Es geht um nicht weniger als den Dialog mit existierenden oder zu gewinnenden Kunden und Kundinnen – und damit um wirtschaftlichen Vorsprung und Existenzsicherung. Na gut, dann ist es etwas für die Kreativbranche oder Kunstschaffende. Klar, aber auch und gerade für alle anderen. Ein wunderbares Beispiel ist Werner Deck, „Mr. Social Media des Handwerks“. Er füttert die sozialen Medien seit vielen Jahren, um seine Dienstleistung, seine zufriedene Kundschaft und seine Arbeit als Vortragsredner darzustellen. Wie alle Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist das Ganze kein Selbstzweck, sondern zeigt Interessierten, wer der Mensch hinter der Firma – und was handwerklich und in den sozialen Netzwerken alles möglich ist. Natürlich sind die sozialen Medien in die gesamte Internet-Präsenz eingebettet. Auch die lässt sich sehen: vom Lehrstellenangebot bis zu Referenzen, vom sozialen Engagement für benachteiligte Kinder bis zu Firmengrundsätzen erhalten die virtuellen Gäste einen umfassenden Überblick. Schauen Sie mal http://www.malerdeck.de. Bestimmt bekommen Sie Lust, nicht nur Ihre Wohnung, sondern auch Ihren Online-Auftritt zu renovieren!

Online-Marketing: SEO, SEM, SEA, SMO?

Oft gehört, doch was bedeutet es genau – und wie unterscheidet es sich voneinander? Fangen wir mit dem Übergeordneten an: SEM für Search Engine Marketing, Suchmaschinenmarketing (hatte gerade einen schönen Tippfehler: Duschmaschinenmarketing. Für die Sanitärbranche vielleicht ein schönes Keyword!). SEM schwebt über SEA und SEO, also SEA für Search Engine Advertising, Suchmaschinenwerbung, die zu den bezahlten Treffern führt, und SEO für Suchmaschinenoptimierung; dieser Bereich steht für die organischen Suchergebnisse. SMO bedeutet Social Media Optimization; auch dieser Bereich spielt im Online-Marketing eine wesentliche Rolle.

Wie klassische Marketingmaßnahmen möchte auch das Suchmaschinenmarketing Aufmerksamkeit erzeugen. Alles, was dazu dient, Suchende im der großen virtuellen Welt auf Ihr Angebot zu lenken, gehört dazu. Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn die Begriffe SEA und SEM nicht ganz sortenrein verwendet werden, wie es regelmäßig vorkommt. Was SEA-Maßnahmen so alles beinhalten, beschreibe ich im November.

Lebensrettende Maßnahmen: die Rezension

Zurzeit lesen wir wieder zahllose Rezensionen – die Buchmesse lässt grüßen. Ist von Buchbesprechungen die Rede oder schreibt jemand darüber, taucht ziemlich häufig die Rezession auf. Ich habe diverse Off- und-Online-Lexika befragt und gelernt, dass eine Volkswirtschaft dann in einer Rezession ist, wenn ihr Wirtschaftswachstum sich in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen negativ entwickelt. Ob jetzt die Rezension für ein Werk erfreulich ist oder eher nicht, zu diesem Zeitpunkt kann es jedenfalls noch nicht in der Rezession sein!

Lateinische Weisheiten – gar nicht antiquiert: Gutta cavat lapidem

Von Ovid stammt die Erkenntnis über den Tropfen, der den Stein höhlt. Das „steter“ kam denn wohl noch hinzu. In einem Buch, das ich als Kind las, hatte ein Junge das gleichlautende Aufsatzthema falsch verstanden. Kein Wunder, dass ihm zu „Steht der Tropfen, heult der Stein“ nichts einfiel. (Den Titel weiß ich nicht mehr). Ähnlich erging es einem Jugendlichen in dem französischen Film von 1985 „Tee im Harem des Archimedes“, „Le thé au harem d’Archimède“ von Regisseur Mehdi Charef nach seinem eigenen Roman. Es ging in Physik um den Satz des Archimedes, „le théorème d’Archimède (Auftrieb schwerer Körper im Wasser). „Die Belohnung“ des Lehrers: eine Ohrfeige …

Vorsicht falsche Freunde: prägnant oder schwanger?

Nach akustischen falschen Freunden nun ein bedeutungsschwangerer. Etwas Prägnantes ist auf Englisch concise. Das sich sehr ähnlich anhörende pregnant heißt allerdings schwanger. Kann zu Missverständnissen führen!

Ich freue mich, dass Sie dabei sind. Ob Sie am 31.10. Halloween oder Reformation feiern, kommen Sie gut in den November. Und in den Winterschlaf, äh, die Winterzeit.

Herbstliche Grüße

Ihre Petra Große-Stoltenberg

www.textwecker.de

©2014 Petra Große-Stoltenberg; Foto: Alexander Große-Stoltenberg © 2014

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