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Salate aus Herren, Hosen aus Damen, ein freundlicher Mahnbrief und Konfuzius

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Textwecker-Newsletter August 2013 stellt zugelaufene Merkwürdigkeiten vor, wundert sich über Herrensalate, Damenlederhosen und das seltsame Verhalten von Menschen, die eigentlich etwas verkaufen möchten, vertypt ein Mahnschreiben und zitiert Konfuzius.

Von Telefonen und Teichen

„Ich ruf nachher noch einmal vom Telefon an!“, trötete kürzlich ein Mann in sein – ja, was denn eigentlich? Da dachte ich doch tatsächlich, ein solches Gerät halte er gerade an seine Wange. So kann man sich täuschen!

Eine Geschäftspartnerin mit Firmensitz in Datteln und ich aßen gemeinsam zu Abend. Auf der Karte gab es auch „Datteln im Speckmantel“. Wir lachten darüber. In Datteln arbeitet und lebt es sich bestimmt gut, doch zum Titel „Speckmantelstadt des Jahres“ reicht es noch nicht!

„Busteig“ las ich neulich, als ich eine Buslinie suchte. Und ich meinte immer, die Teile werden zusammengeschraubt, geschweißt, gelötet, was die Metallverarbeitung halt so hergibt. Dabei ist es viel einfacher: Die richtigen Zutaten in den großen Topf, ein riesiger Backofen – und fertig ist der Bus! Auf dem Pizza-Rezept eines italienischen Bekannten hatte der notiert: Für den Teich. Ich habe in diesem Jahr auch für einen netten Kunden getextet, der sich mit Teichen beschäftigt. Über Teige schreibe ich auch, wenn das Ihr Metier ist,  inklusive Busteige!

Das seltsame Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit, heißt ein, wie ich finde, witziger Film. Ebenso seltsam fand ich kürzlich, wie sich die Mitarbeiterin eines Katalog- und Online-Shops verhielt, bei dem ich schon lange Kundin bin. Auf meinen Hinweis einer Fehl-Info bei der Artikelbeschreibung kam: nichts. Auf meine Bitte eines Musterformulars: gibt es nicht. Auf meine – ich weiß, ich bin hartnäckig! –  zweite Bitte, doch einfach ein vorhandenes Exemplar zu scannen und zu mailen, kam: genau, nichts. Nicht mal ein „gute Idee, haben aber keine Zeit“ oder so. Herzlichen Glückwunsch an alle, die keinen Wettbewerb haben, fürchten und denken, ohne Kunden geht es auch. Sogar besser.

Herrensalate pries ein Prospekt kürzlich an. Auch Damenlederhosen und Herrenlederhosen gab es (wobei die Damen nur bis Größe 40 gingen, die Herren bis XXL. Sind die ein schönerer Anblick, je mehr Xe?). Ein Schneider (der sich auf seinem Schild als „Scheider“ bezeichnet“), wirbt mit „Damen und Herren, Leder und Pelz“. Ob daraus dann die Salate und die Hosen gemacht werden? Irgendwo muss der Rohstoff ja herkommen! „Herren selbst gestalten“, lockte ein Button in einem Shop für Shirts. Also, wer immer von Ihnen an einem Wunschpartner interessiert ist, hier kriegen Sie ihn! Reklamation dann allerdings zwecklos!

Typberatung: aus dem Mahnbrief eines Verlags für Fachzeitschriften

Vorher:

„Sie haben es verabsäumt, den am 15.05.2013 fälligen Rechnungsbetrag in Gänze zu begleichen.“ (In Gänze ist schon ganz klasse.) 

Wie die Worte auf die Kundin wirkten:

Diesem Satz folgen die üblichen verbalen Drohgebärden. Bitte verstehen Sie mich richtig: Rechnungen pünktlich zu bezahlen ist ebenso höflich wie existenzsichernd. Ich zahle fast immer, bevor der Betrag fällig ist, und weiß aus fremder und eigener Erfahrung, dass es niemals erbaulich ist, wenn es hier brenzlig wird. Diese – übrigens erste – Mahnung an die langjährige Bezieherin und bislang stets äußerst pünktliche Zahlerin einer Fachzeitschrift hatte die sehr ausgeglichene Leserin so enttäuscht und erbost, dass sie überlegte, ihr Abo zu kündigen. Glück für den böse schreibenden Verlag oder deren Erfüllungsgehilfen: Es gibt auf dem Markt bisher keinen gleichwertigen Ersatz für das Medium. Wenn sich das ändert, erinnert sich die Kundin sicher gerne an den Mahnbrief!

Nachher: So erhalten Sie Ihr Geld und behalten die Kundin

Liebe Leserin, sicher freuen Sie sich jeden Monat über frische Erkenntnisse zu Ihrem Fachgebiet. Wir arbeiten sehr gerne für Sie und dürfen Sie jetzt schon seit zehn Jahren beliefern. Ebenso lange haben Sie immer pünktlich unsere Rechnungen bezahlt – eine wesentliche Voraussetzung, um die wertvolle Arbeit unseres Teams sicherzustellen und Ihr Magazin Monat für Monat vorzufinanzieren. Bestimmt haben Sie einen guten Grund, dass es dieses Mal anders war. Bitte bezahlen Sie den Betrag von 200,00 Euro bis zum 15.06.2013. Vielen Dank und auf weitere gute Zusammenarbeit!

Lieber Konfuzius als Konfusion:
Die ganze Kunst der Sprache versteht darin, verstanden zu werden.

Wie oft zitieren wir Konfuzius, ohne genau zu wissen, wann und wo er gelebt hat! Da es hier mehr um Sprache als um Geschichte geht, nur das Wichtigste: Laut Wikipedia lebte der chinesische Philosoph vermutlich von 551 vor Christus bis 479 vor Christus. Zentrales Thema seiner Lehren war die menschliche Ordnung, die unter anderem durch Achtung vor anderen erreichbar sei. Wer möchte da widersprechen?

Achtung vor anderen besteht auch darin, so zu sprechen und zu schreiben, dass unser Gegenüber uns versteht. Das fängt beim Zuhören an. Wer nur auf das erste Stichwort wartet, um seinen eigenen Kram loszuwerden, fühlt sich schwerlich in andere ein. Zuhören, in die Augen schauen, das Gehörte und Gesehene auf sich wirken lassen und zu einer gemeinsamen Sprache ohne unerklärtes Expertensprech finden ist dann ganz leicht. Konfuzius Spruch ist auch heute noch uneingeschränkt gültig und wirkt in der privaten und geschäftlichen Kommunikation Wunder, ob mündlich, ob schriftlich.

Tipp: Wenn Sie etwas geschrieben haben, lassen Sie jemanden das Ganze lesen, am besten jemanden, der noch nicht genau weiß, worum es geht. Selbst klebt man sehr schnell an seinem Text und meint, sich doch völlig klar ausgedrückt zu haben. Sich selbst laut vorzulesen hilft auch, wenn keiner greifbar ist!

Ihre Texterin Petra Große-Stoltenberg wünscht Ihnen einen schönen August.  Der nächste Textwecker-Newsletter erscheint Anfang September, zitiert Christian Morgenstern, gibt Tipps für Werbebriefe und stellt als Findlinge missverständliche Sätze vor. www.textwecker.de