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Rasende Bäcker, Flucht vor Wohltätern und Werbebriefe, die wirken

Liebe Leserin, lieber Leser,

freuen Sie sich mit mir über neue Findlinge von witzigen Produktnamen über missverständliche Formulierungen bis zu unfreiwilliger Komik, erfahren Sie, welche Wirkstoffe Werbebriefe brauchen, lesen Sie, was Christian Morgenstern über Sprache sagte – und genießen Sie den Spätsommer!

Auf einem Bäckerei-Lieferwagen las ich kürzlich „Teilchen-Beschleuniger“. In dem gleichnamigen Gerät erreichen die Teilchen mitunter Lichtgeschwindigkeit. Auch wenn der Hunger auf Teilchen und Brötchen durchaus dringliche Ausmaße annehmen kann, hoffe ich für die Verkehrssicherheit und den Führerschein der rasenden Bäckerei, dass das Fahrpersonal im handelsüblichen Beschleunigungsrahmen für Lieferfahrzeuge bleibt. Ich habe bislang nicht herausgefunden, welchem Betrieb das eingefallen ist. Wer es weiß, einfach mailen!

Nächster Findling, gleiche Branche: In der Bäckerei Mensing in Borken trafen wir bei einem Stadtbesuch nicht nur auf eine sehr freundliche Fachfrau, sondern auch auf ein Backwerk namens „Sommerloch“, ein rundes Teil, das sich der Inhaber – wie sollte es anders sein – während eines Sommerlochs ausgedacht hatte. In Bochum serviert das Team der Eisdiele Kugelpudel sehr leckere Eissorten und -becher (auch in veganer Ausführung) mit Bezeichnungen wie „Tretmine im Schnee“. Selbst wenn ich weder im Sommerloch noch im Winter in einen hündischen Shitstorm treten möchte, freue ich mich über Ideen und den Mut, ungewöhnliche Namen auch umzusetzen. Die bleiben garantiert besser in den Kundenköpfen hängen.

Wieder um Hunde (und andere Tiere) geht es im ersten Beispiel der Missverständlichen:

„In der Ruhr schwimmen Hunde und Vogelkot“, las ich. Viele Hunde baden gerne; ins Wasser fiel in diesem Fall wohl eher der Auslassungsstrich.

Über eine gute Sache berichtete ein Artikel mit folgendem Satz:

„Sie sammelt Lebensmittel von heimischen Sponsoren, die überzählig oder überproduziert, aber noch gut verwertbar sind.“ Liebe heimische Sponsoren, wie schade für euch, dass ihr überzählig seid. Vielleicht tröstet es euch aber, dass ihr doch noch eine sinnvolle Aufgabe findet.

Der dritte und letzte Teilnehmer floh vor guten Menschen:

„… sprach nach seiner Flucht vor Menschenrechtsaktivisten.“ Möglicherweise traf hier zu, was mir auf einem Schild in den Räumen einer sozialen Einrichtung begegnete: Hilf dir selbst, sonst hilft dir ein Sozialarbeiter.

Übrigens: Wenn Sie hier Beispiele wie das folgende finden, mache ich mich nicht über die Menschen dahinter lustig. Es geht allein um die kreative Schreibweise.

Werbebriefe – wie sie wirken

Wie oft erhalten Sie selbst Mailings, die detailverliebt erklären, wie klasse der Absender ist und was er alles kann. Offen bleibt dabei das Wichtigste: Was haben Sie davon? Bevor Sie formulieren, denken Sie über den Mehrwert und den Nutzen nach, durch den Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung sich auszeichnet. Eigentlich selbstverständlich, doch oft missachtet! Weitere grundlegende Überlegungen beziehen sich auf Ihre Zielgruppe. Wenn Sie als Gärtner auf parkähnliche Anwesen spezialisiert sind, brauchen Sie kein Adressmaterial aus Hochhaus-Siedlungen.

Ebenso wesentlich: Die passende Jahres- und Wochenzeit

Wenn wir beim Gärtnern bleiben, eignen sich jahreszeitgemäße Werbebriefe mit Tipps zu Gartenarbeiten oder Pflanzzeiten. Wer sich an Unternehmen wendet, für den sind Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag gute Postankunftstage; Privatpersonen oder auch Kleinunternehmen haben möglicherweise auch am Wochenende den Kopf frei.

Noch ein Gärtner-Beispiel in Sachen Mailing

Was ein PC an Gestaltungsmöglichkeiten – von Fettdruck über farbige Schrift bis zu Einrahmungen und Unterstreichungen aller Art – hergibt, war in diesen armen Werbebrief gestopft, das Ganze umrandet mit Bildern von sämtlichem Gartenzubehör. Erwähnte Vorteile für den Kunden? Fehlanzeige.

Verwenden Sie Wortspiele; lassen Sie sich neue einfallen, und verzichten Sie, wenn Sie einen Catering-Betrieb führen oder zum Tag der offenen Tür mit Bewirtung einladen, bitte auf das „leibliche Wohl“.

Menschen sind neugierig

Sie selbst folgen Tag für Tag Überschriften, zum Beispiel im Internet, die Sie magisch anziehen; mache ich auch oft. Was ist das Unwiderstehliche an Ihrem Angebot?

Sie bieten Lösungen – schildern Sie Ihren Empfängern anschaulich, wie deren Problematik aussieht. Sie übernehmen vertretungsweise Bürotätigkeiten? Dann lässt sich schön damit arbeiten, wie ein „Laden“ in der Urlaubszeit im Chaos versinkt. Und wer schafft Abhilfe? Sie natürlich!

Nachdem Sie – gerne als Aufzählung – die Pluspunkte genannt haben, machen Sie Ihr Angebot. Es folgen Kontaktdaten, ein Link zu einer eigens gebauten Landing-Page oder zu Ihrer üblichen Website, verbunden mit der freundlichen Aufforderung, genau jetzt zu handeln – und, ganz wichtig, als PS ein Bonus, ein Hinweis auf eine Belohnung, mit der Sie für die Antwort danken, oder ein Abschlusssatz wie „Jetzt an die Urlaubsvertretung denken“ im Fall unseres Büroservice.

Je nach Ihrem Thema und Budget begleiten noch Mini-Geschenke Ihre Aktion, ebenso wie Antwortkarten oder Fax-Antworten, die den Link im Text ergänzen. Sogar Briefmarken mit Ihrem Logo können Sie drucken lassen.

Zitat:  Christian Morgenstern (1871 bis 1914, deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Dramaturg und Übersetzer)

„Wie ist jede – aber auch jede – Sprache schön, wenn in ihr nicht nur geschwätzt, sondern gesagt wird.“

Da der September-Newsletter ein wenig länger geraten ist, füge ich dem nichts hinzu!

Danke, dass Sie dabei sind und mich gelesen haben – Ihr Newsletter

Die nächste Ausgabe erscheint Anfang Oktober, zitiert zum Reformationsmonat Martin Luther und stellt den ersten Teil der neuen Serie „Wie können Textdienstleistungen mein Unternehmen (noch) erfolgreicher machen?“ vor. Findelkinder sind natürlich auch wieder dabei.

Bis bald – Ihre Texterin Petra Große-Stoltenberg www.textwecker.de