Auch ich verwende manchmal unpassende Verkleinerungsformen. So verniedliche ich sprachlich unseren ausgewachsenen Kater zum süßen, kleinen … der Rest ist unser Geheimnis, ich will ja nicht indiskret sein und unsere Schnurrereien ausplaudern.
Im öffentlichen-rechtlichen Leben wundere ich mich über die vielen modischen Diminutive in Form von Puppenkleidern für Frauen. Klar, ist eigentlich Geschmackssache, aber die meisten über fünf Jahre alten Damen sehen mit diesem ganzen überladenen Gedöns und Gezumpel einfach albern aus. Auch mit Stofftierchen am Mini-Rucksack auf Maxi-Rücken wird niemand jünger! Der begleitende Herr ist für den Nahkampf auf dem Parkplatz oder im Supermarkt bestens mit erdbebensicherer Outdoor-Rüstung angetan, allzeit bereit, Auto und Einkaufswagen bis aufs Blut zu verteidigen. Doch hier geht es um Sprache, und die textilen Verzierungen haben ein verbales Pendant:
Ein Pröbchen gegen Fältchen?
Aus Anti-Wegwerf-Gründen will ich sowieso meistens keine Tüte. Wenn es doch dann wenigstens ein ausgewachsenes Exemplar ihrer Spezies wäre! Ein Tütchen?, heißt es in 999 von 1000 Fällen, und je nach Laden folgt dem Tütchen dann noch ein Pröbchen. Nehme ich auch nie, denn was soll ich mir drei Finger eincremen oder das halbe Gesicht. Mein Vater fragte in einer Parfümerie, ob es das Anti-Falten-Zeugs, von dem meine Mutter ein „Pröbchen“ erhielt, ob es das auch in Literflaschen gebe, die sei bei seinem Gesicht wohl eher angebracht. Die Dame fand das nicht lustig. Ob man im Labor, pardon, Labörchen, auch von Pröbchen spricht? Oder dürfen die Laborantchen mit richtigen Proben spielen?
Am liebsten würde ich auf all die Tütchen und Pröbchen mit einem Neinchen reagieren! Noch schlimmer finde ich allerdings „supi“, ob privat, ob im Geschäftsleben. Mir fällt dann einfach nix mehr ein – the rest is silence.
Das ist mein Problemchen. Und jetzt sage ich Tschüsschen bis zum nächsten Glösschen in meinem Blögchen. Ich hab da schon so ein supi Ideechen, über das ich in einem ruhigen Minütchen mal nachdenkchen will. Da fällt mir noch ein früherer Chef ein, der immer, wenn ich gehen wollte, fragte, ob ich noch eine kleine Minute hätte. Der kam aus Belgien und hat das sicher wörtlich übersetzt. Die erbetene Mini-Zeiteinheit mutierte meistens zu einer ausgewachsenen fetten Stunde! Im Russischen gibt es zu jedem Namen viele Diminutive. So ist der Sascha eigentlich ein Alexanderchen. So gesehen müsste das Saschalein dann ein Alexanderchenchen sein. Jetzt ist aber Schluss!
Tschüssken, wie der Ruhri sagt!