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Newsletter Mai/Juni 2013: von Bioburschen, Flutschfingern und Oscar Wilde

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

schön, dass Sie da sind! Freuen Sie sich auf Bioburschen und Flutschfinger, Schrägstriche, ein abschreckendes Parkplatz-Schild und einen Rat von Oscar Wilde.

Kommunikative Komik: von Bioburschen und Flutschfingern

Der unglückliche Name des Toyota Pajero (wer wissen möchte, warum in Spanien und Südamerika niemand mit diesem Auto fahren möchte, befrage ein Wörterbuch) hat, wie ich finde, viele Verwandte. Wie kann man nur ein Eis „Flutschfinger“ nennen? Würden Sie sich „anne Bude“  stellen, wie der Ruhri sagt, und sagen: „Ich hätte gerne einen Flutschfinger?“  Wie auf dem Hosenband-Orden zu lesen ist: Ein Schuft, der Böses dabei denkt. Für Neugierige: Woher dieser Spruch stammt, verrät Wikipedia.

Kürzlich kaufte ich im Bio-Laden ein Brötchen und dachte an einen Cartoon von Peter Gaymann. Zu sehen ist ein deutsches Touristenpaar auf einem südländischen Markt. Der Mann sagt überheblich zu seiner Frau: „Wenn du etwas haben willst, zeig einfach drauf.“ Freudestrahlend weist die Frau mit ihrem Finger auf den stolz grinsenden Mann hinter dem Gemüsestand.

So ähnlich ging es mir mit dem gebackenen Objekt meiner Begierde. „Ich hätte gerne einen Bio-Burschen“, teilte ich der Verkäuferin mit. Wir lachten gemeinsam darüber. Als ich in den übrigens äußerst schmackhaften Bio-Burschen biss, fragte ich mich, wie ein solcher aus Fleisch und Blut wohl aussähe. Wäre vielleicht noch eine Geschäftsidee: Brötchenkauf mit Bio-Burschen-Vermittlung!

Lebendiges Formulieren plus DIN-Norm: Ein unschlagbares Team

Kundenfreundliche Texte und die DIN-Norm zur Briefgestaltung schließen einander keineswegs aus. Im Gegenteil: Gehen sie Hand in Hand, nehmen Sie die Empfänger Ihrer E-Mails und Briefe so richtig für Sie ein und zeigen, dass Sie wissen, was Sie tun. So bauen Sie Vertrauen in Ihre Dienstleistung und in Ihre Person auf. Zu unserem heutigen Delinquenten:

Echt schräg: Wissenswertes über den Schrägstrich

Kürzlich tauchten unterschiedliche Vorstellungen darüber auf, ob Leerzeichen vor und hinter Schrägstrichen etwas zu suchen haben. Ich habe Duden und die Fachzeitschrift Working@Office befragt und präsentiere Ihnen heute den Schrägstrich, der übrigens laut Auskunft der Experten immer ohne Leerzeichen auskommt.

Der Schrägstrich kann bei Größen- und Zahlenverhältnissen ein „je“ oder „pro“ ersetzen: Regenmenge 5 l/qm.

Ein weiterer Job des Schrägstrichs ist es, zusammenzufassen: Zahlen, kalendarische Angaben, Alternativen. Ich/wir nehme(n) gerne teil. Für Katzen und/oder Hunde. Die Mütter/Väter der Schüler/-innen. Das Ehepaar Große-Stoltenberg/Böttcher. Die Wintersaison 2013/14. Der Zeitraum März/April.

Auch Aktenzeichen nutzen den Schrägstrich: P/GS/2112; Rechnungs-Nummer 1111/13.

(vgl. Duden, Die deutsche Rechtschreibung, Auflage 25).

Typberatung für Texte: Wie man erfolgreich Kunden abschreckt

Auf dem Parkplatz eines Restaurants sprang mir ein Schild ins Auge:

Auf dem Parkplatz ist untersagt: Campieren i. V. m ruhestörendem Lärm und wegwerfen von Abfall und Verpackung sowie anderer Verunreinigung.

Dieser Restaurant-Parkplatz ist Teil eines öffentlichen Parkplatz, eines Allgemeinplatzes sozusagen. Natürlich sind die verbotenen Dinge weder auf dem einen noch auf dem anderen Platz schön anzusehen oder anzuhören. Klar, dass das kein Mensch will. Was ich auch nicht will: Kundin zu sein in einer Lokalität, deren Betreiber solche Schilder aufstellen. Abgesehen von dem rüden Ton (der auch sein Umfeld verunreinigt!) denkt man erst einmal darüber nach, was die Abkürzung bedeuten soll. Und so, wie das formuliert ist, ist das (auch noch kleingeschriebene) Wegwerfen anderer Verunreinigung verboten. Ich darf also keine Verunreinigung wegschmeißen! Wie gut, dass ich nur Müll habe, immer auf den Platz damit…

Auch ein solches Anti-Dreck-und-Lärm-Schild lässt sich netter gestalten:

Liebe Gäste,

wir freuen uns über Ihren Besuch. Über einen sauberen, ruhigen Platz freuen sich alle. Bitte campieren und lärmen Sie hier nicht, werfen Sie Müll in die Tonnen und vor allem: Haben Sie eine schöne Zeit. Ihr Team X. PS: Ganz in der Nähe gibt es zwei wunderschöne Camping-Plätze an der Ruhr!

Oscar Wilde: „Fragen sind niemals indiskret. Antworten bisweilen schon“

Wer hätte nicht schon auf eine Frage geantwortet, die er eigentlich viel zu aufdringlich, persönlich, eben indiskret fand? Sie haben etwas von sich gegeben, das Sie lieber für sich behalten wollten, oder unsouverän herumgestammelt. Ist mir jedenfalls schon oft so gegangen. Menschen der aggressiveren Sorte blaffen vielleicht, was geht Sie das an… Alles Reaktionen, mit denen wir nicht unbedingt „bella figura“ machen. Halten Sie es doch mit Oscar und antworten Sie auf die Frage, die Ihnen berechtigterweise gar nicht passt, einfach ganz freundlich mit „Ich möchte nicht indiskret sein“. Wenn Ihr Gegenüber einen Hauch von Feingefühl und Empathie hat, merkt es sofort, die Indiskretion ist auf seiner Seite. Und wenn nicht, dann wundert es sich zumindest über Ihre gelungene Antwort, die Sie nicht einmal schuldig geblieben sind. Von genialen Menschen vor unserer Zeit dürfen wir uns gerne etwas ausleihen!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Mai – Ihre Texterin Petra Große-Stoltenberg

www.textwecker.de

Der Textwecker-Newsletter Juni  2013 stellt seinen Bitte-nicht-belehren-Tipp vor, verrät, was ein Meschenmoser ist, zitiert Goethe und vertypt Geschäftskorrespondenz.

PS: Worüber soll der Textwecker berichten? Bitte mailen Sie mir, ich freue mich auf Ihre Anregungen.