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Kundenansprache beginnt beim Namen

„Aus gegebenem Anlass“, so hieß es in der wunderbaren Serie „Büro, Büro“, wenn der Chef ein Rundschreiben diktierte.

Ich weiß nicht, ob und wo noch diktiert wird oder ob das Diktat inzwischen zum Dinosaurier der Bürokommunikation mutiert ist. „Aus gegebenem Anlass“ formuliere ich heute jedenfalls meinen ersten Gratis-Tipp für Sie.

Das Beste daran ist: Ich verschenke ihn nicht nur an Sie, liebe Leser und Leserinnen, er kostet auch nicht das Geringste, wenn Sie ihn anwenden – nur ein wenig Aufmerksamkeit.

Wie reagieren Sie selbst, wenn Ihr Name verstümmelt wird?

Frau Müller ist kein Müll

Wenn Sie Ihren Gesprächspartner korrekt mit seinem Namen ansprechen, haben Sie schon für sich geworben. Natürlich meine ich nicht den inflationären Einsatz des Namens mancher nicht ganz seriöser Telefon-Marketing-Menschen, die einen mit dem „Schön, dass ich Sie gleich selbst erreiche, Frau Müller, wie wäre es denn, Frau Müller  …“ – Sie wissen, was ich meine.

Hallo, Frau Stoltenb Pet Grosse

Vor Jahren bekam ich ein Mailing eines Versandhauses. Es war mehrere Seiten lang, in Form eines Prospekts gestaltet, und auf jeder Seite sprang mir entgegen: „Hallo Frau Stoltenb Pet Grosse, wäre das nicht etwas für Sie?“, „Lassen Sie sich das nicht entgehen, Frau Stoltenb Pet Grosse“, und so weiter.

Lesen Sie also lieber auch Ihre Serienbriefe komplett, bevor Sie sie versenden.

Doch auch im täglichen Gespräch ist es nicht besser. Ich weiß, wovon ich spreche. Dabei ist Große-Stoltenberg nicht kompliziert, finde ich. Und nach 50 Jahren hänge ich einfach daran.

Nicht nur unhöflich, auch lästig …

Mehr als die Hälfte der Menschen, die mir schreiben, scheinen zu denken: „Ach, da ist wieder so eine dämliche Emanze mit einem Doppelnamen, das lasse ich einfach weg.“

Selbst wenn es so wäre – halbieren, das geht gar nicht. Frau oder Herr Müller wollen auch nicht Müll heißen. Oder  –ler.

Ganz pragmatisch betrachtet, führt diese Haltung auch zu herben Verwechslungen. Bestenfalls werde ich in Datenbänken oder guten alten Karteikästen nicht gefunden.

… oder gar bedrohlich:

Es kann aber auch gefährlich werden. Meine Tochter wurde gestern im Krankenhaus mit Frau Große aufgerufen. Wäre eine Dame dieses Namens vor Ort gewesen, wer weiß, ob sie passend behandelt worden wäre. Ich übertreibe keineswegs – auch mein Mann hatte einen kurzen Krankenhausaufenthalt. Da bestand man darauf, dass er Frau Bottmer sei und bereits entlassen. Dass er Herr Böttcher war und unverschämterweise auf seinem Abendessen bestand, kam gar nicht gut an!

Ihr Termin ist da! Irrtum – es ist Ihr Gast.

Im Buch des Propheten Jesaja im 43 Kapitel heißt es: „Fürchte dich nicht. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein“.

Ob bibelfest oder nicht – der Name ist uns allen wichtig. Auch Ihrem Kunden.

Übrigens haben wir alle nicht nur Namen, wir sind auch Menschen – keine Anzeigen, keine Termine. „Sie sind die Anzeige“, hieß es kürzlich  am Telefon. „Ihr Termin ist da“, wurde mein Gesprächspartner informiert.

Wir reden von Mensch zu Mensch – nicht von Datei zu Datei

Nein, liebe Leute, ich bin nicht Frau Stoltenberg, nicht die Anzeige, nicht der Termin, sondern ein Mensch mit seinem Namen und aus Fleisch und Blut.

Vielleicht ist es irgendwann einmal so, dass nur noch Termine miteinander kommunizieren. Bis dahin haben wir es mit Menschen zu tun – auch Ihr Kunde oder mit wem Sie auch immer sprechen oder sich schreiben, ist dankbar, wenn Sie ihn als solchen wahrnehmen und achten.

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