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Fenster-Flatulenzen, rosa Fred, Flagge pro Diversity und Search Engine Advertising

Liebe Textwecker-Freunde und -Freundinnen,

rein ist besser als sauber, haben wir ja schon oft gehört. Schadet auch bei Obst nicht, dachte sich wohl jemand, und zeichnete seine Früchtchen als „Reine Clauden“ aus. Ein schöner Druckfehler fand sich in einer Rilke-Gesamtausgabe, wo im Inhaltsverzeichnis zu lesen war: „Fenstersfurz“. Obwohl, wer weiß, vielleicht hatte der Dichter Flatulenzen im Sinn, die der besseren Raumluft halber ins Freie geleitet wurden. Ganz ohne Kühlung kommt eine italienische Spezialität aus: „toskanischer Schwein vier Monate weich nein Kühlschrank“. Ist das denn nicht die hohe Schule? Für die korrekte Nutzung des Bindestrichs plädiere ich schon lange – hier ein schönes Beispiel: „Nach Feierabend Service“, las ich auf einem Firmenschild. Ja, und vorher? Sammeln die da ihre Kräfte für den Kundendienst? Und wenn sie genug davon zusammen haben, zucken sie ihre Tasche, wie kürzlich in unserer Tageszeitung zu lesen war. Einfach entzückend!

Gendergerecht: Pink Stinks und das rosa Pony Fred Obwohl Autorin Dr. Stevie Meriel Schmiedel das Buch „Pink für alle“ sprachlich nicht gendergerecht geschrieben hat (wie sie im Vorwort erklärt, möchte sie erst einmal möglichst viele Menschen für den Inhalt interessieren, und auch in diesem Fall ist Content Queen!), so schreit es doch geradezu danach, hier vorgestellt und ans Herz gelegt zu werden: Stevie Schmiedel zeigt die Antworten auf die Fragen auf, ob Mädchen mit einem Rosa-Gen zur Welt kommen, Jungen „naturgemäß“ mehr Bewegung brauchen, wem es hilft und wem es schadet, dass es alles so schön doppelt gibt, wieso schon Achtjährige essgestört sind, und viele weitere Themen rund um ach so zarte Mädchen und harte Kerle. Sehr persönlich und wunderbar verständlich erklärt die promovierte Sozialwissenschaftlerin, was wir alle gegen die Pinkifizierung und somit für viel mehr Menschlichkeit und ein deutlich bunteres Leben für alle tun können. Mehr Infos und das Buch gibt es hier: http://www.pinkstinks.de. Frisch eingetroffen: Fred, das Lieblingskuschelpony von David. Was erleben die beiden, als David Fred zur Schule mitnimmt?

Social Media: Wie wäre es mit Twitter? Twitter, auch Microblogging genannt, beschränkt Nachrichten auf 140 Zeichen. Seit seiner Geburtsstunde 2006 ist es rasant gewachsen. Hier sind die wichtigsten Begriffe rund ums Zwitschern per Kurznachricht: Ein Tweet ist die 140-Zeichen-Nachricht, die alle mit einem Twitter-Account absetzen können. Wer Nachrichten bestimmter Twitterer abonniert, ist ihr Follower. Wenn Sie Tweets abonniert haben, erhalten Sie neue Nachrichten automatisch. Sie können Kurznachrichten eines anderen Nutzers als Re-Tweet weiterleiten, Direct Messages als private Nachrichten versenden, wenn Sie sich gegenseitig folgen. Sie möchten jemanden direkt ansprechen? Das funktioniert mit dem Zeichen @ vor dem Usernamen. Der Hashtag # ist ein Schlagwort, mit dem ein Tweet einem Thema zugeordnet wird. Wer sich für Zahlen interessiert, findet online Schätzungen; das Unternehmen mit Sitz in Kaliforniern veröffentlicht selbst keine. Twitter eignet sich für kleine und große Firmen: Schauen Sie sich einmal https://twitter.com/Telekom_hilft und https://twitter.com/DB_Bahn an.

Honey Maid zeigt Diversity-Flagge Zum Glück sieht die Wirklichkeit oft anders aus als die Rama-Frühstücks-Familie (gibt es die eigentlich noch?) mit Mama, Papa, Tochter, Sohn (natürlich alle hetero und weiß, klar). Honey Maid warb für seine Frühstückscerealien mit gemischtrassigen und gleichgeschlechtlichen Paaren. Auf den Film mit der Aussage: „This is wholesome“ (das ist förderlich bzw. das ist gesund) folgten übelste Reaktionen. Zogen andere Firmen sich wieder aufs weiße Hetero-Feld zurück, reagierte Honey Maid mit einem Kunstwerk. Happy End oder weiterer Shitstorm? Sehen Sie selbst: https://www.youtube.com/watch?v=cBC-pRFt9OM

Search Engine Advertising: von Keywords und Cost Per Click SEA, Search Engine Advertising, sind Online-Werbemaßnahmen von Google, Yahoo! und weiteren Suchmaschinenbetreibern. Elementar sind die Keywords, daher heißt das Ganze auch Keyword-Advertising. SEA ist bezahlte Werbung; die Ads oder Textanzeigen, die in den von den Suchmaschinen vorgesehenen Stellen in der SERP – Search Engine Result Page – zu finden sind, gehören also nicht zu den so genannten „organischen“ Suchergebnissen. Wer SEA nutzen will, wählt relevante Keywods für Werbetitel und Beschreibung seiner Anzeige aus, ebenso die Zielseite, auf die weitergeleitet wird, wer die Anzeige anklickt, und legt die Höhe des Klickpreises für die Anzeige fest. In Echtzeit-Auktionsverfahren werden die Positionen ermittelt. Einblendungen der Anzeige, auch Impressions genannt, kosten Geld – ebenso wie Klicks (CPS, Cost Per Click). Hier sind vielfältige Optionen wählbar; die flexiblen und live wahrnehm- und steuerbaren Kampagnen sind dadurch gerade auch für kleine Unternehmen empfehlenswert. Wer sich ein paar Gedanken dazu macht, welche Menschen mit welchen Keywords (auch Alternativen beachten, die vielleicht weniger umkämpft, doch ebenso interessant sind) im Netz wonach suchen, startet mit SEA nicht nur Online-Marketing-Maßnahmen, sondern auch Bewerbungskampagnen oder ähnliche Dinge. Gut zu wissen: die Kosten lassen sich begrenzen – ist das Budget erschöpft, erscheinen eben keine Ads mehr.

Lebensrettende Maßnahmen: Alumnis und Voluminas Im Deutschen finden sich viele Plurale wie beispielsweise Volumina von Volumen, Alumni von Alumna oder Alumno, Ehemalige einer Schule, Uni oder eines Kurses. Häufig begegnen uns diese „Fertig-Habenden“ gleich in doppeltem Plural als Alumnis, ebenso wie die Voluminas. Die Inhalte werden auch durch das s nicht größer, die Absolventen nicht zahlreicher – Volumina und Alumni sind völlig ausreichend!

Vorsicht falsche Freunde: Bagatellen und Fisimatenten Klingt ganz schön französisch, bagatellisieren; wer (beispielsweise bei leo.org) die Bagatelle eingibt, dem erscheint la bagatelle. Und bagatelliser? Wer à la française etwas bagatellisieren will, nutzt das Wort minimiser. Was für sprachliche Fisimatenten … woher kommt das denn nun wieder? Oft hört man die Erklärung, dass sich hinter „Visite ma tente“, komm in mein Zelt, eine eindeutige Einladung französischer Besatzungssoldaten an deutsche Mädchen verbergen soll. Also warnten wohlmeinende Eltern oder Herrschaften ausgehende junge Damen vor „Fisimatenten“ (und deren Folgen). Diese sind aber schon vor der französischen Besatzung belegt (die Fisimatenten, die Folgen wahrscheinlich auch!) und sollen dem mittelalterlichen Amtslatein entstammen: aus ordnungsgemäß verliehenen Patenten (visae patentes) wurde durch Verspottung des allzu Bürokratischen eine „überflüssige Schwierigkeit“. Die konnten natürlich auch ganz unbürokratisch in den Zelten entstehen. Und die bürokratischen Fisimatenten sollen gar bis heute überlebt haben!  (vgl. Wikipedia und andere frei zugängliche Onlinequellen). Ach ja, der Latein-Beitrag hat sich heute in den falschen Freunden versteckt!

Herzliche novembröse Grüße sendet Ihnen Ihre Petra Große-Stoltenberg

www.textwecker.de ©2014 Petra Große-Stoltenberg; Foto: Alexander Große-Stoltenberg © 2014

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